Bad Tölz – Wolfgang Ramadan und BrotZeit & Spiele starten nach den schweren Pandemie-Jahren in die Saison 2023 und wagen einen echten Neuanfang - derzeit ohne Förderungen. Sie bieten attraktive Kulturprogramme für die ländliche Region in Oberbayern, so 2023 in Pöcking, Weilheim, Isen, Icking, Bad Tölz, Wasserburg, Siegertsbrunn, Bad Aibling, Peißenberg und Starnberg mit Stars der Kabarett-Szene, die sonst nur in München und anderen Großstädten zu erleben sind. Womit freie Kulturveranstalter und Künstler derzeit massiv zu kämpfen haben, lesen Sie bitte in dem Interview mit Wolfgang Ramadan im Anhang.
Impresario Wolfgang Ramadan, der auch als Musiker und Poet immer wieder auf der Bühne steht, sieht viele freie Veranstalter, aber auch Künstler in der Existenz-Not. Er fordert daher nachdrücklich Unterstützung seitens der bayerischen Staatsregierung und wünscht sich einen "Rettungsschirm für das Jahr 2023".
Herr Ramadan, vor Corona waren Sie mit BrotZeit & Spiele sehr erfolgreich und brachten Kultur in die ländliche Region im Oberland, Kultur, die sonst nur in den Veranstaltungsorten der großen Städte zu erleben war. Nun starten Sie erneut Ihre Abo-Programme, doch diesmal so gut wie ohne Förderung. Was erwartet Ihre Abo-Kunden 2023?
Wolfang Ramadan:
Wir wagen einen Neustart mit bewährtem Konzept und hoffen darauf, dass unser Publikum genau so zahlreich erscheint wie vor Corona. Jetzt gilt es für das Jahr 2023 unser Publikum zurückzugewinnen – nur so können wir als freie Kulturveranstalter überleben – dann kann die Kulturelle Grundversorgung von BrotZeit & Spiele 2024 sein 20. Jubiläum feiern.
Die Pandemie hat die Kulturlandschaft leider nachhaltig verändert, vor allem aber haben sich auch Gewohnheiten des Publikums geändert. Was beobachten Sie und wie gehen Sie und Ihr Team damit um, ohne Subventionen für das Jahr 2023?
Wolfgang Ramadan:
Im Herbst/Winter 2022 hatten wir einen Einbruch der Nachfrage von 80 Prozent. Trotzdem konnten wir vierzig Vorstellungen, dank der Förderungen durchführen und somit Künstler, Techniker, Mieten etc. bezahlen. Momentan läuft die AboVerlängerung für 2023. Wir können leicht steigende Zahlen verzeichnen, ob die Auslastung aber ausreicht, um das nächste Jahr zu überleben, sehen wir Anfang Januar. Das Publikum ist vorsichtig geworden, sparsam und selektiv. Christkindlmärkte sind überlaufen aber Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen werden kaum verkauft. Zudem gibt es wegen Terminstaus seit knapp drei Jahren ein Überangebot an Veranstaltungen.
Für den Fall, dass die Besucherzahlen nicht steigen, sehe ich drei Szenarien:
1. Wir stellen den Betrieb ein – dann gibt es keine Kultur mehr vor Ort.
2. Wir „knebeln" die Künstler und zahlen niedrigere Honorare, dann müssen auch die Künstler schauen, wie sie überleben.
3. Der Freistaat Bayern bringt einen funktionierenden Rettungsschirm auf den Weg, der den kleinen und freien Künstlern und Veranstaltern das Überleben so lange sichert, bis die Auswirkungen der Pandemie nicht mehr spürbar sind.
Was unterscheidet Ihr Angebot von den vielen anderen? Was bedeutet Ihr Engagement für die Menschen im Oberland?
Wolfgang Ramadan:
Die kulturelle Grundversorgung von BrotZeit & Spiele steigert die Lebensqualität durch ein Kulturangebot vor Ort. Keine langen Wege und ein hochkarätiges Programm, mit über 1500 Vorstellungen seit 2004, bedeuten kurze Wege, Klimaschutz und Zeitersparnis. Vorstellung im ländlichen Raum schonen Geldbeutel und Nerven, fördern soziale Kontakte, das Wir-Gefühl und den Zusammenhalt.
Kultur als Lebensstil. Das „Runter vom Sofa-Abo" ist mit seinen hochwertigen Kulturprogrammen aus dem kulturellen Leben in Oberbayern nicht mehr wegzudenken.
Das BrotZeit & Spiele Abo bietet viele Vorteile: Feste Platzreservierung, Karten sind frei übertragbar, kein Anstehen an der Kasse und Preisvorteil. Keine Zeit? Kein Problem! Mit dem BrotZeit & Spiele-Abo erhalten sie sechs Einzelkarten die sie jederzeit an Freunde, Kollegen, Verwandte und Bekannte weitergeben können. Karl Valentin hat ihn gefordert, den „Theaterzwang" – mit dem BrotZeit & Spiele-Abo entsprechen wir seinem Wunsch und bieten dem heimischen Publikum herausragende Kulturereignisse vor Ort.
Bis zur Pandemie kostete unsere kulturelle Grundversorgung dem Steuerzahler keinen Cent. Ganz im Gegenteil! BrotZeit & Spiele konnte nicht nur einen herausragenden Beitrag zur Kulturarbeit vor Ort leisten, sondern war bis zu Pandemie auch ein erheblicher wirtschaftlicher Faktor. Neben den Mieten für die Veranstaltungsorte wurden nicht nur Künstler, Techniker und Catering bezahlt, sondern auch Werbung, GEMA, Künstlersozialkasse - und Steuern sowieso. Wenn wir die nächsten Jahre überleben, können wir unsere Kulturarbeit auch in Zukunft so wie vor der Pandemie fortführen.
Weihnachten steht vor der Tür, was würden Sie auf Ihren Wunschzettel schreiben? Was wünschen Sie sich von der Kulturpolitik, was von Ihrem Publikum?
Wolfgang Ramadan:
Ich wünsche mir unser Publikum zurück! Möge es wieder gerne, gesund und munter, ins Theater gehen und gemeinsam mit uns begeisternde Abende mit unseren Künstlern feiern. Und ich wünsche mir vom Freistaat Bayern einen Rettungsschirm für das Jahr 2023.
Herr Ramadan, wir danken für das Gespräch und wünschen frohe Festtage sowie alles Gute für 2023!
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