Landsberg am Lech – "Globales Engagement" lautete das Thema des 11. Unternehmerfrühstücks, zu dem Landrat Thomas Eichinger kürzlich eingeladen hatte. Rund 70 Interessierte kamen in's Landratsamt, um sich den Vortrag von Prinz Ludwig von Bayern anzuhören. Der Urur-Enkel von König Ludwig III berichtete zum einen über die Komplexität von Entwicklungshilfe im Allgemeinen, zum anderen über sein Erfolgs-Projekt "Learning Lions", einem IT-Campus am Turkana-See in Kenia. Dort werden junge Menschen fit für den Job als Mediengestalter oder Programmierer gemacht.
"Die Karriere startet mit einem Intensivkurs. Gelehrt wird alles von der Gestaltung einer Internet-Seite, bis hin zu einem Foto-Shoot, einem kleinen Web-Film. Oder wie man ein 3-D-Objekt baut und ein Computerspiel programmiert. Die Studierenden sollen möglichst schnell selbst Geld verdienen können. Das funktioniert alles auf dem Smartphone. Ein Smartphone können sich die Menschen dort leisten, es entspricht ungefähr dem Wert einer Ziege." Das Internet funktioniere sogar besser als in Deutschland. Und dass, obwohl der Turkana-See in einer besonders abgelegenen Region liegt. Der größte Teil der Bevölkerung dort lebt in ärmlichen Verhältnissen, zu den lokalen Wirtschaftszweigen gehört zum Beispiel die Korbflechterei, aber die bietet keine angemessenen Löhne." Die Jugendlichen, die mit ihrem Smartphone mit der Welt verbunden sind, hätten zudem andere Träume. "Das sind junge Talente, die Geld von zu Hause aus als Programmierer verdienen können." Die Studenten arbeiten nach ihrer Ausbildung mit internationalen Kunden aus der Programmier-, Grafik- und Medienbranche zusammen. Auch aus dem Landkreis Lech, wo sie zum Beispiel ein Logo für ein Start-Up entworfen haben. Das Konzept des digitalen Crash-Kurses in Kenia funktioniert als "Open Source", d.h. es soll kopierbar sein und auch in anderen Ländern Nachahmer finden.
Die Europäer können von Afrika lernen, betonte Prinz Ludwig. Ein Beispiel hierfür sei das Campus-Gebäude der Learning Lions, entworfen von dem renommierten Architekten Diébédo Francis Kéré aus Burkina Faso. Als Inspiration für die Architektur diente die Tierwelt: Wie Termitenhügel wachsen die Türme des Komplexes in die Höhe. Sie verleihen dem Projekt nicht nur sein charakteristisches Erscheinungsbild, sondern regeln außerdem das Raumklima im Inneren. "In Deutschland hingegen verbauen wir oft große Glasfronten, die die Räume überhitzen und Klimaanlagen erforderlich machen."
Auch der Landkreis Landsberg am Lech will sich global engagieren und von afrikanischen Ländern lernen- über eine Projekt-Partnerschaft auf kommunaler Ebene wie Landrat Thomas Eichinger in seiner Eingangsrede erläuterte.
Als Grundlage dienen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die 2015 von 193 Ländern unterzeichnet wurden und weltweit gemeinsam umgesetzt werden. "Kommunen und Landkreise auf der ganzen Welt haben ähnliche Herausforderungen, dazu gehören Bildung, Kinderbetreuung, Abfallwirtschaft, Gesundheitsversorgungen", so Landrat Eichinger.
Mit Hilfe der zu 90 Prozent vom Bund finanzierten Stelle "Koordination kommunale Entwicklungspolitik", die seit Oktober 2022 mit Miriam Anton besetzt ist, strebt der Landkreis eine kommunale Projektpartnerschaft an. Im August wird eine Delegation aus dem Landkreis Landsberg am Lech nach Newala im Süden Tansanias reisen, um Kontakte zu den Mitarbeitern des dortigen Landratsamts aufzubauen und über erste Projekte zu sprechen. Prinz Ludwig weiß aus eigener Erfahrung, dass es dazu einen langen Atem braucht: "Globales Engagement erfordert viel Geduld und auch das Scheitern gehört dazu."
Um Spenden für sein Projekt "Learning Lions" aufzutreiben, ruft Prinz Ludwig jährlich zum 100 Kilometer langem "Löwenmarsch" auf. Die Strecke beginnt in Schloss Kaltenberg Arena und führt entlang des Ammersees über Wessobrunn und die Wieskirche durchs Voralpenland bis nach Hohenschwangau. Termin Samstag, Sonntag, 2./3. September 2023, Anmeldungen unter
www.löwenmarsch.de
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