Dießen – Es klingt nach Leichtigkeit, nach flachen Hierarchien, nach „Sprint statt Marathon". Doch wer agil sagt, meint oft das Gegenteil: strukturierte Meetings, klare Prozesse und eine neue Sprache für alte Probleme. Trotzdem ist das Wort allgegenwärtig. Denn in agilen Organisationen darf man alles sagen – solange man es in Post-its schreibt.
Agil ist das Buzzword der Gegenwart: ein bisschen hip, ein bisschen anstrengend, aber irgendwie alternativlos. Wer nicht agil ist, hat den Anschluss verloren. Zumindest, wenn man der Flipchart glaubt.
Dabei war das Wort einmal durchaus sympathisch. Es versprach, dass wir schneller, flexibler und menschlicher arbeiten können – ohne den lähmenden Wasserkopf klassischer Hierarchien. Aber irgendwo zwischen Daily Stand-up und Backlog Grooming ist die Idee ein bisschen müde geworden.
Heute ist „agil" oft eher eine Chiffre für: Wir wissen auch nicht, wie es besser geht, aber wir schreiben es in Sprints und retrospektieren es danach. Statt echter Flexibilität herrscht mitunter ritualisierte Hektik – und das permanente Gefühl, immer ein paar Story Points hinterherzuhinken.
Und dennoch: Das Wort bleibt. Vielleicht, weil es ein Ideal verkörpert – den Wunsch, beweglich zu bleiben in einer Welt, die sich ständig verändert. Oder weil es uns erlaubt, Arbeitsprozesse als etwas Temporäres zu betrachten, das man immer wieder neu denken kann. So gesehen ist agil eben doch ein bisschen wie Yoga: Nicht jeder macht's richtig, aber alle schwören drauf.
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