Graphik: Pax et Bonum Verlag
Folge 86
Es hing im übrigen ganz von der Crew ab, ob wir in einer Drehpause etwas zu essen bekamen oder nicht. Unter diesem „Sparzwang" hatten auch manchmal die Schauspieler zu leiden. Wir hatten einmal einen lustigen Dreh mit dem tollen Harald Juhnke in einem Gasthaus in Geiselhöring. Er hatte die Rolle eines abgehalfterten Politikers, der nur ausgebuht werden musste.
Es war ein riesiges kaltes Buffet aufgebaut, das Harald Juhnke und die Filmcrew kaum allein bewältigen konnten. Wir Komparsen hatten neben Mordshunger zwei ältere Damen dabei, die Diabetikerinnen waren. Ich bediente mich für sie am Kalten Büffet, dachte, was könnte ihnen schmecken und besorgte ihnen ein paar belegte Brote, denn sie waren schon kurz vor dem Kollaps. Dies bekam der Aufnahmeleiter Jarzyk mit, der das Büffet wie ein Schießhund bewachte und wollte mir körperlich an die Wolle, was Kollegen-Komparsen aber verhindern konnten. Ich sagte ihm: Knabe, pass auf, ich habe den Schwarzen Dan. Trotzdem ließ er nicht von mir ab. Bei Drehende saßen wir alle schon im Autobus nachhause. Da stieg er doch tatsächlich nochmal ein um mich ausfindig zu machen. Ich saß im hinteren Drittel und er wollte sich auf mich stürzen. Ein beherzter Kollege versperrte ihm den Weg im Gang, packte ihn am Schlawittchen und schmiss ihn eigenhändig aus dem Bus. Er hat vielleicht nicht gewusst, was ein Schwarzen Dan ist.
Aber wir Komparsen wussten uns auch manchmal zu helfen. Am Ostfriedhof sollten wir in einer Parkanlage einmal filmisch jemanden unter die Erde bringen. Der Dreh musste etliche Male wiederholt werden, weil gerade an dem Tag der Wind so stand, dass die Flieger genau in dem Moment über den Ostfriedhof fliegen mussten, wenn der langwierige Dreh in vollem Gang war. Das gab dem Caterer die Gelegenheit, in aller Ruhe auf dem Vorplatz ein üppiges Kaltes Büffet aufzubauen. Einer von uns hat das mitgekriegt und die Nachricht sprach sich unter den Komparsen von Ohr zu Ohr wie ein Lauffeuer herum, ohne dass die Crew es merken durfte. Aus dem Grund ist wahrscheinlich auch einer der Kollegen vor lauter Vorfreude selbst in das Grab hineingefallen und musste mühsam aus 1.80 Meter Tiefe wieder herausgehievt werden. Die Komparsen wurden bei Drehschluss mit einem feuchten Händedruck entlassen, die Filmcrew musste an der einen oder anderen Einstellung noch etwas verbessern.
Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, freute sie sich auf das wohlverdiente Mittagessen, das nicht stattfand, weil das Büffet schon abgeräumt war und die Komparsen über alle Berge. Ich sage immer: Das Böse straft sich selbst.
Fortsetzung folgt
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