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"Ernesto, der Seebär – Vom Tretauto zum Schlachtschiff" Teil 3: Hat sich mein Leben gelohnt? Folge 84

Jetzt ist Ernesto R. Hofmann Komparse beim Film. Graphik: Pax et Bonum Verlag

Folge 84 

Erst fast am Ende meines Komparsendaseins kam meine große Stunde: ich wurde von Regisseur Kraft „entdeckt" und ab dann war ich kein Komparse mehr, sondern man besetzte mich als „Darsteller – die Zwischenstufe zwischen Komparse und Schauspieler - in hochkarätigeren Einzelrollen mit Peter Weck, Christiane Hörbiger, Harald Juhnke, Sonja Kirchberger, Gerhard Polt, Georg Thomalla, Erich Hallhuber, Ruth-Maria Kubitschek, Evelyn Opela war meine Nachbarin auf der griechisch-orthodoxen Kirchenbank (ich stellte mir vor, der Pope würde uns gleich verheiraten. Aber es funkte nicht zwischen uns beiden, also unterblieb auch mein Antrag), Michael Lesch, Bruni Löbel (was war das ein goldiges Wesen!), Jutta Speidel, Götz George, Christian Kohlund und wie sie alle heißen, sowie bei weiteren bekannten Regisseuren. Ich hätte diese Zeit nicht missen wollen!

Man schnuppert als Außenstehender in eine gänzlich fremde Welt hinein, die von ganz anderen Philosophien geprägt wird, Verständliches und Unverständliches, und lernt darüber hinaus viele nette Leute kennen. Nette Schauspieler (wie oben) und Ekelpakete, die im Film nur so tun, als ob, als wären sie so nett wie die Rolle, die sie gerade mimen. Aber ein Krimi bietet mir keine Spannung mehr, wenn man weiß, wie bei einem Meuchelmord (das Langmesser schon gezückt) eine aus mindestens 30 Personen bestehende Filmcrew im dunklen Hintergrund steht und eventuell noch über dich und deine Krokodilstränen feixt, während du gewissenhaft deine Show abziehst, auch wenn diese viel Lob einbrachte. Eigentlich müsste man zu seinem Honorar (Gage nennt man das beim Film) noch Schmerzensgeld wegen späterer entgangener Lebensfreude verlangen…

Aber bevor es überhaupt so weit war, verlor ich beinahe mein Augenlicht. Während dem ersten Dreh mit ganz vielen Komparsen saß ich mit einer alten, weißbehaarten, verkrumpelten Komparsen-Kollegin zusammen an einem langen Tisch. Ich weiß es noch gut. Das war 1992. Sie gab mir viele wertvolle Tipps mit auf den steinigen Komparsenweg: Nicht dies tun und vor allem das unterlassen weil Todsünde, und um gotteswillen die Stars nicht um Autogramme anhauen, vor allem deswegen, weil sie dann noch eingebildeter werden. Ich war ihr mordsdankbar und bekundete meine Überschwänglichkeit mit den Worten: „Danke, Sie sind wie eine Mutterglucke zu ihren Babyküken". Da kratzte sie mir beinahe die Augen aus: „Wisse gefälligst, mein Herr, dass ich jünger bin als Sie!" Aber, mein Gott, sie sah halt so alt aus. Das war, wie Sie inzwischen wissen, ein weiteres Fettnäpfchen, das mein Leben bereicherte.

Einige Rollen erlaubte ich mir abzulehnen. So zum Beispiel die als Lockvogel bei der Sendung „Verstehen Sie Spaß?" Manche dieser Sendungen gingen und gehen immer noch bis ganz weit unter die Gürtellinie. Das ist kein Spaß mehr! Einmal sollte ich (fiktiv) zum Beispiel das Lieblingsauto einer bekannten Schauspielerin in einer Tiefgarage zu Schrott fahren. Wie hätte ich in dem Fall reagiert?? Ich dachte an ihr Herz, das diesen „Schicksalsschlag" gewiss nicht überstanden hätte.

So auch bei Michael Lesch, dem man mit einer in Aussicht gestellten Rolle als „Pfarrer Braun" übel mitspielte. Einen sympathischeren Menschen wie ihn, dem man einfach nichts zu leide tun kann, kann man sich nicht vorstellen. Wäre es eine Rolle aus dem Drehbuch, würde es dazu gehören. Das weiß dann aber der betreffende Schauspieler, er muss ja das Drehbuch nahezu auswendig kennen. In genannter Sendung ist das Opfer jedoch im Unklaren und regt sich zunächst fürchterlich auf, zum „Gaudium" der Zuschauer, um nachher bei der Aufklärung gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen (sonst kriegt er keine andere Rolle mehr…). Nein, danke! Die echten Schauspieler haben es nicht leicht, auch wenn sie oft vom Publikum beneidet werden. Jede ihrer Rolle muss hart erkämpft werden!

Fortsetzung folgt

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