Dießen – Sobald man die Werkstatt des Schlosser- und Schmiedemeister Walter Spensberger in der Dießener Schützenstraße betritt, befindet man sich in einer anderen Welt. Es gibt unzählige Gegenstände, die alle eine Geschichte erzählen könnten, geschmiedete Tierköpfe wie der eines Widders, oder Raben, die gerade wegfliegen oder frech und schlau auf einem Stück Holz sitzen und an so manche Fabeln erinnern, oder Ochs und Esel einer Krippe. Dazu die vielen kunstvoll geschmiedeten historischen Grabkreuze, die Spensberger über viele Jahrzehnte gesammelt oder nach den Vorgaben von Kunden gestaltet hat. Sie waren vor einigen Jahren in einer Ausstellung im Taubenturm zu sehen als Zeugnisse einer fast vergangenen Kultur.
Bald erkennt man im Gespräch, dass dem Kunstschmied die Pflege von Brauchtum und Kultur ein Anliegen ist. Zur Zeit der Pandemie hat er beispielsweise für den Osterbrunnen im Stephanshof das Gerüst gebaut, das dann Kinder und Erwachsene bunt geschmückt haben. Man merkt ihm die Freude über gelungene Projekte an, wenn der Meister meist beiläufig erzählt, dass es ihm beispielsweise in mühevoller Kleinarbeit gelungen ist, die Mechanik des Theatrum sacrum in der Klosterkirche wieder in Gang zu setzen, sodass sich die hölzerne Christusfigur aus dem 18. Jahrhundert, die mit einer Handkurbel über Rollen, Drähte und Zugseile wieder rhythmisch bewegt. Das in der Barockzeit weit verbreitete Theatrum sacrum mit seinem Ölbergspiel ist inzwischen aus fast allen Kirchen in Bayern verschwunden, doch in Dießen ist es immer noch in Betrieb, seit Walter Spensberger ein neues mechanisches Werk nach der alten Vorlage nachgebaut hat.,
Neben manchen reparierten Gebrauchsgegenständen, etwa vom Kaminbesteck bis zum Schirmständer, findet man viele Zeugnisse für die Lust und die Fantasie des Meisters, Neues zu gestalten, neue Figuren oder seine Hexennägel, die, an der Eingangstür eines Hauses angebracht, böse Geister vertreiben sollen, wie er den vielen Schulkindern, die über die Jahre seine Werkstatt besucht haben, gerne erzählt. Auch die nachgeschmiedeten Lampen für den Schacky-Park zeigen bei aller Liebe zur Tradition seine Aufgeschlossenheit für Neues; sie werden nämlich mit Solarzellen betrieben.
Es macht Freude, ihm in seiner Werkstatt zuzuschauen, wenn er etwa aus einer Eisenstange eine Figur schmiedet und dabei die einzelnen Werkzeuge, die er fast alle selbst nach seinen Bedürfnissen hergestellt hat, erklärt.
Viele Lehrlinge hat der Meister ausgebildet, darunter seine drei Kinder. Die meisten der Azubis haben ihre Lehre mit Auszeichnung bestanden. Die jüngste Tochter, Magdalena, hat nach der Lehre zur Schlosserin und Kunstschmiedin die Goldschmiedeschule absolviert und stellt ihren Schmuck im ADK-Pavillon (Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst) am See aus, hilft aber auch dem Vater, wenn sie gebraucht wird. Sie haben alle viel von ihm gelernt, so auch Burke, ein junger Australier aus Brisbane oder Jim, Dr. der Chemie aus San Francisco, der zu Hause nach sechs Jahren beim Dießner Meister ein gefragter Kunstschmied geworden ist.
Die Besucher des Kunsthandwerkermarktes in den Seeanlagen und des Diener Christkindlmarkts kennen Walter Spensbeger und seine mobile Schmiede als Attraktion, die sie ein altes Handwerk und die Kunstfertigkeit eines Schmiedes erleben lässt. Diese haben jüngst nicht nur Migranten beim Besuch in seiner Werkstatt erleben können, sondern viele Kirchenzentren und bekannte Persönlichkeiten, wie z.B. Yves Saint Laurent, schon früh erkannt. Auch in Adelshäusern hat er mit seinen schönen Arbeiten seine Handschrift hinterlassen. Einen kleinen Einblick in sein Schaffen gibt ein Besuch in seiner Werkstatt oder im Kunstpavillon in den Seeanlagen.
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