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"Ernesto, der Seebär – Vom Tretauto zum Schlachtschiff" Teil 3: Hat sich mein Leben gelohnt? Folge 90

Der Seebär ist jetzt Komparse. Graphik: Pax et Bonum Verlag
Folge 90

Auch Gerhard Polt zählt zu meinen Film-Favoriten. Mit den finanziellen Gegebenheiten noch nicht so bewandert, sprach ich nach meiner Film-Premiere im „Der Ober" im Filmbüro vor um ja keine Fehler zu machen, denn auch financial correctness steht bei mir an oberster Stelle, sowohl im Geben als im Nehmen (das sehen aber nicht alle so. Vor allem über letzteres könnte ich mehrere Seiten füllen, unterlasse es aber wohlweislich), als es aus dem finsteren Hintergrund tönte: „I dad`s net". Zitat-Ende. Kurz und bündig. Keine Zweifel offen lassend. Geradeaus. Polt. Vor und hinter der Kamera, so wie er ist: ehrlich und immer voller Humor. Die Diskretion verbietet es mir, zu sagen, was ich gefragt habe. Ich kann mich jetzt gottseidank hinter dem Datenschutz verstecken.

Mehrere Male hatte ich auch das Vergnügen, bei „Tatort", „Aktenzeichen XY" und „Der Kommissar" dabei zu sein und da auch eigene Ideen einzubringen. Mit „Kommissar" Schimpf verband mich viele Jahre später eine Freundschaft, als ich ihn und seine Frau zufällig bei einem Besuch im Augustinum wiedertraf, in dem auch meine Schwester ihr Domizil hatte. Es gab keinen besseren Witzeerzähler als Schimpf. Er unterhielt das gesamte Filmteam, wenn er mal mit uns zusammen auf dem Zaun saß.

Mir bricht heute noch der kalte Angstschweiß aus, wenn ich daran denke, wie ich einmal die Autokolonne einer zu der Zeit in München stattfindenden G7 Konferenz durcheinander brachte, die gerade die Leopoldstraße stadteinwärts befuhr. Ich hatte mich zusammen mit Filmkollegin Eva, Sie wissen schon, die, die meinte, ich hätte als Rentner nichts zu tun, gerade in einem Castingbüro gegenüber nach einer neuen Rolle beworben, und wir hatten es eilig, als wir beide wieder in meinen schwarzen 5er BMW stiegen um umzukehren um wieder in die Stadt zu kommen. Ich sah wohl eine aus lauter schwarzen Nobelkarossen bestehende Autokolonne, unter anderem ebenfalls schwarze BMWs, dachte mir aber nichts Böses dabei, höchstens: da passe ich mit meinem schwarzen 5er gut 'rein und schwenkte, von der gegenüber liegenden Straßenseite kommend, in eine kleine Lücke dieser Fahrzeugkolonne ein.


Eva hatte die peinliche Situation sofort im Griff und sagte: „Du, ich glaube, wir haben da gerade einen großen Misthaufen gebaut". Mir lief es kalt und heiß den Rücken ´runter, denn als ich ihr das bestätigen konnte, war es zu spät. Jetzt hieß es „gute Miene zum bösen Spiel" zu machen und so schwamm ich als Fremdkörper brav und zunächst unbemerkt zwischen all diesen Staatsoberhäuptern von Amerika, Frankreich, Japan, China und Russland und wer sonst noch dabei war, mit, infolge meines schwarzen 5ers zunächst nicht weiter auffallend. Mir blieb gar nichts anderes übrig. Stellen Sie sich vor, die Eskorte hätte uns mit der RAF verwechselt und unterwegs ein Blutbad angerichtet oder die Reporter hätten uns beim Aussteigen vor laufender Kamera zu einem politischen Kommentar zum Verhältnis zwischen Ost und West und einem eventuell bevorstehenden Atomkrieg genötigt?! Der Phantasie sind in diesem prekären Fall keine Grenzen gesetzt! Ich hätte die Reporter aus Mangel an Gesprächsstoff nur gleich ins Hofbräuhaus eingeladen, denn mir wäre ad hoc auf solche Fragen nichts sinnvolles eingefallen. Das war, glaube ich, übrigens genau der Moment, an dem Gorbatschow bei seiner Raisa den historischen Satz prägte: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Damit meinte er mich, denn ich hätte noch lang an dieser Hofbräuhaus-Einladung zu knabbern gehabt. 

Fortsetzung folgt

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