Pax et Bonum Verlag
Folge 85
Um nochmal auf Michael Lesch zurück zu kommen:
Er war schon tags zuvor in seinem Hotelzimmer am Englischen Garten eingetroffen. Abends suchte er ein wenig Zerstreuung und zappte mit seiner Fernbedienung durch sämtliche Fernsehkanäle. Auf allen wurde knochenharter Sex geboten. Man hatte das System in Zusammenarbeit mit der Hotelleitung sowie der Sexspezialistin Orlowsky (oder wie sie hieß) für den anstehenden „Spaß" so präpariert, dass Lesch zu seinem Ärgernis nur Sexfilme aus dem Gerät kullerten. Am nächsten Morgen sollte er die Rolle seines Lebens angeboten bekommen, die ganze Staffel von „Pfarrer Braun". Nun aber eröffnete ihm der Überbringer des Angebots, ein Pseudo-Pfarrer, stattdessen die Nachricht, dass die Rolle für ihn leider nicht mehr infrage käme, da er sich am Vorabend nur Sexfilme `reingezogen hatte. Das müsse er nun leider seinem Bischof in Würzburg, dem Auftraggeber, ausrichten.
Aber als Trostpflaster hatte der „Pfarrer" eine andere, lukrativere, Rolle im Ärmel, die er stattdessen bekommen sollte. Und wissen Sie, wer dieser „Pfarrer" war? Ich. Seitdem war mir der Spaß an diesen Angeboten gründlich vergangen. Ich kann mich heute noch in den Hintern beißen, dass ich mich zu so etwas hergegeben habe. Aber ich stand ja erst am Anfang meiner Karriere und hatte noch keine Ahnung vom Geschäft, aber auch nicht von seiner Reaktion. Wahrscheinlich hat man mich Unbedarften deswegen ausgesucht… Ich habe selten einen Menschen gesehen, der so geknickt war wie Lesch. Bis heute verstehe ich die Hotelleitung nicht, dass sie sich auf so etwas eingelassen hat (aber ich kann mich auch nicht davon freisprechen).
Den Walter Sedlmayer, die Ikone bayerisch-biederen Biertrinkers (der selbst jedoch keinen Tropfen Alkohol anrührte) habe ich auch live erlebt. Er war anders, als er sich vorgab. Ich erlebte ihn während eines Drehs auf dem Alten Münchner Südfriedhof, wo er einer jungen Komparsin mehrere Male mit seinen genagelten Haferlschuhen blutig in die Fersen trat, weil sie ihm nicht schnell genug ging. „Gehen Sie doch etwas schneller!"
Walter Giller tut auch immer so leutselig, aber ich kenne ihn anders. Er stauchte mich einmal so zusammen, dass ich in keinen Hut mehr passte. Grund seines Ärgernisses: Ich hatte nach einem langen und Kräfte zehrenden Dreh, schielend vor Hunger, ein Stück von meiner mitgebrachten Semmel abgebissen. Als dann wieder Drehpause war, war die Semmel „entsorgt".
Fortsetzung folgt
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